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Was ist Tollwut?

Tollwut ist nach wie vor die tödlichste Infektionskrankheit beim Menschen.[1] Es handelt sich um eine Virusinfektion, die durch den Speichel infizierter Säugetiere übertragen wird. Sie verursacht jedes Jahr Zehntausende von Todesfällen, wobei die meisten Fälle in Asien und Afrika auftreten.[2]

Jährlich circa 59 Tsd. Todesfälle weltweit World Health Organization [2]
Kinder sind zu 40 % von Bissen tollwutverdächtiger Tiere betroffen. World Health Organization [2]

Das Virus greift das zentrale Nervensystem an und verursacht eine folgenschwere Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks. Sobald klinische Symptome vorliegen, verläuft die Tollwut so gut wie immer tödlich.[2]

Die Tollwut ist in mehr als 150 Ländern verbreitet. Sie wurde auf allen Kontinenten außer der Antarktis gefunden, wobei 95 % der menschlichen Todesfälle in Regionen Asiens und Afrikas gemeldet wurden.[2] Die tatsächliche Situation ist aufgrund unzureichender Überwachung sehr schwer einzuschätzen. Besonders in Afrika ist eine hohe Dunkelziffer an Todesfällen durch Tollwut anzunehmen.[3]

4 Infektions-Risikostufen für den Menschen weltweit

Adaptiert nach WHO, 2018.

Stufe 1, kein Risiko

Stufe 2, geringes Risiko

Stufe 3, moderates Risiko

Stufe 4, hohes Risiko

kein Risiko, keine Präexpositionsprophylaxe

Präexpositionsprophylaxe empfohlen für Menschen, bei denen ein regelmäßiger direkter Kontakt mit Fledermäusen und wilden Fleischfressern wahrscheinlich ist.

Präexpositionsprophylaxe empfohlen für Reisende in abgelegene Gebiete und Menschen, bei denen ein Kontakt mit Fledermäusen und anderen Wildtieren wahrscheinlich ist.

Präexpositionsprophylaxe empfohlen für Reisende und beruflich Exponierte, bei denen ein Kontakt mit tollwütigen Haustieren, insbesondere Hunden, sowie Fledermäusen und anderen Wildtieren wahrscheinlich ist.

In Ländern mit Risikostufe 2, 3 und 4 wird bei Kontakt mit tollwutverdächtigen Tieren, einschließlich Fledermäusen, zur Tollwut-PEP (Postexpositionsprophylaxe) geraten.

TOLLWUT in dEUTSCHLAND

Dank erfolgreicher Impfkampagnen – vor allem durch die orale Immunisierung der Füchse („Impfköder“) – gehört Deutschland zu den Ländern Europas, in denen die Tollwut bei Wild- und Haustieren eingedämmt werden konnte. Bundesweit wurde eine wildtiervermittelte Tollwutinfektion (Ausnahme Fledermäuse) durch einen Fuchs zum letzten Mal im Februar 2006 festgestellt; seit 2008 gilt Deutschland als tollwutfrei. Das bedeutet, dass ein Infektionsrisiko für in Deutschland lebende Menschen fast ausschließlich bei Reisen in Risikoländer besteht. Dazu zählen auch die osteuropäischen Länder Weißrussland, Moldawien, Ukraine und die Russische Föderation. Hier ist die Tollwut bei Wild- und Haustieren nach wie vor ein aktuelles Thema.[3]

wie verbreitet sich die tollwut?

Menschen können sich durch einen Biss oder Kratzer eines infizierten Tieres mit Tollwut anstecken. In einigen seltenen Fällen kann die Tollwut auch übertragen werden, wenn das Tier eine offene Wunde ableckt oder wenn der Speichel des Tieres in den Mund oder die Augen gelangt. Sie wird nicht über unverletzte Haut oder zwischen Menschen übertragen.

Hundebisse sind für 99 % der Tollwutfälle verantwortlich, obwohl Fledermäuse in Amerika eine wichtige Quelle der Tollwut sind. Die von Fledermäusen übertragene Tollwut gilt auch in Australien und Westeuropa als neue Bedrohung für die Bevölkerung.[2]

Beispiele der häufigsten Überträger:

  • Hunde

    Hunde

    99 % der Fälle

  • Fledermäuse

    Hauptüberträger in Nord- und Südamerika

  • Waschbären

    Waschbären

  • Füchse

    Füchse

  • Schakal

    Schakal

  • Katzen

    Katzen

  • Mungos

    Mungos

Was sind die ersten Anzeichen und typischen Symptome?

Die Zeit zwischen der Exposition gegenüber dem Tollwutvirus und den ersten Anzeichen von Symptomen liegt in der Regel zwischen 4 und 12 Wochen. Die Tollwutsymptome können aber auch früher oder später auftreten – schon nach 1 Woche oder erst nach einem Jahr.[3]

Zu Beginn der Tollwut zeigen sich bei den Betroffenen Fieber mit Schmerzen sowie ein ungewöhnliches Kribbeln, Stechen oder Brennen (Parästhesie) an der Wundstelle. Sobald klinische Symptome auftreten, führt die Tollwut praktisch zu 100 % zum Tode. Es wird zwischen einer wütenden und einer paralytischen Form unterschieden:[2]

Furiose Tollwut

  • Anzeichen von Hyperaktivität
  • Hydrophobie (Angst vor Wasser)
  • Aerophobie (Angst vor Zugluft oder frischer Luft)
  • (Kardio-respiratorischer Stillstand)
  • Tödlicher Ausgang

Paralytische Tollwut

  • Allmähliche Muskellähmung
  • Koma
  • Tödlicher Ausgang

Bin ich gefährdet?

Das Risiko, sich mit Tollwut anzustecken, ist am größten, wenn Sie zu den folgenden Gruppen und Umständen gehören:[4]

  • Reisende in ländlichen Gebieten oder Gebieten mit vielen streunenden Hunden sowie in Ländern mit Tollwutendemie
  • Kinder (Jungen mehr als Mädchen) haben ein viermal so hohes Risiko, sich mit Tollwut zu infizieren; sie werden häufiger gebissen und melden dies seltener.
  • Menschen, die an Höhlenforschungen und anderen Aktivitäten in Höhlen teilnehmen.
  • Menschen, die sich ungeschützt im Freien, abends oder nachts in ländlichen Gebieten aufhalten, z. B. Radfahrer oder Camper.

Affen sind nach Hunden die häufigste Quelle für Tollwut in Entwicklungsländern.[2]

Wie Sie sich vor Tollwut schützen

Die Tollwut ist eine durch Impfung vermeidbare Krankheit.[2]

Lassen Sie sich vor einer möglichen Exposition impfen, wenn Sie in ein Hochrisikogebiet reisen oder sich dort aufhalten oder wenn Sie ein hohes Risiko haben, mit einem tollwutinfizierten Tier in Kontakt zu kommen.[2]

Eine Impfung vor der Exposition schließt keine anschließende Therapie aus.[5]

Vermeiden Sie den Kontakt mit Tieren in Gebieten, in denen Tollwut vorkommt.[2]

Waschen Sie die Wunde – wenn Sie gebissen oder gekratzt wurden oder wenn der Speichel eines Tieres mit einer Hautverletzung an Ihrem Körper in Berührung gekommen ist – sofort gründlich und ausgiebig mit Wasser und Seife, falls vorhanden desinfizieren sie diese zusätzlich mit einer Jod-Lösung. 

Suchen Sie anschließend einen Arzt auf.[2,4]

die tollwut-impfung

Vor Reisen in Tollwut-Endemiegebiete sollten Sie sich nach einer präexpositionellen Tollwutimpfung erkundigen. Insbesondere dann, wenn eine vermehrte Tierexposition wahrscheinlich ist oder ein längerer Aufenthalt in Gebieten mit schlechter Gesundheitsversorgung geplant ist.[3] Die Tollwutimpfung vor der Exposition ist der wirksamste Schutz vor einer Tollwutübertragung.[4] Gerade bei Tollwut, die unbehandelt zumeist tödlich verläuft, müssen präventive Maßnahmen bei potenziell gefährdeten Personen besonders wirksam sein. Deshalb ist der Abschluss einer Grundimmunisierung vor der geplanten Reise in ein Risikogebiet von großer Bedeutung.[3]

Auffrischungsimpfung

Um den Schutz vor einer Tollwutinfektion aufrechtzuerhalten, sollten Sie rechtzeitig an die Auffrischimpfungen denken, die in regelmäßigen Abständen erfolgen sollten.[3]

Postexpositionsprophylaxe (PEP) bei Tollwut

Nach einem Kontakt mit Tollwut zielt die PEP darauf ab, das Eindringen des Virus in das zentrale Nervensystem zu verhindern. Wenn diese Behandlung bald nach der Exposition durchgeführt wird, kann sie das Auftreten von Symptomen und den Tod verhindern.[2]

Die Behandlung umfasst eine umfassende Reinigung der Wunde, eine Tollwutimpfung und die Gabe von Tollwut-Immunglobulin (RIG).[2] Bitte beachten Sie, dass RIG in vielen Risikoländern oft knapp und schwer erhältlich ist. Aus diesem Grund wird eine Impfung vor Reiseantritt empfohlen.[4]

Wenn Sie bereits eine Präexpositionelle Prophylaxe (PrEP) erhalten haben, brauchen Sie ggf. zwei weitere Impfstoffdosen. Die Gabe von RIG ist dann nicht erforderlich.[4]


Damit Ihre Reise für Sie keine Gefahr darstellt, erkundigen Sie sich vorab über die Risiken und möglichen präventiven Maßnahmen hier und wenden Sie sich an Ihre ärztliche Praxis.


Mehr Informationen

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